Kongressprogramm

Freitag, 16. Mai 2025

Moderation des Tages: Prof. Dr. med. Angela Geissler
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Prof. Dr. med. Angela Geissler
Langjährige Chefärztin, Coach, Autorin und Zen-Lehrerin
Thema des Tages: Wege zu einer Bewusstseinskultur
14 Uhr: Begrüßung durch die Veranstalter
Dr. Ulrich Freiesleben, Identity Foundation
Dr. Cai Werntgen, Udo Keller Stiftung Forum Humanum
Dr. Alexander Poraj, West-Östliche Weisheit Willigis Jäger Stiftung
Gerhard Bader, Benediktushof
14.10 Uhr: Vortrag
Von der Egozentrik zur Selbsttranszendenz
Wie hängen Meditation und das Erleben von Verbundenheit zusammen?
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Univ.-Prof. Dr. med. Tobias Esch
Leiter des Instituts für Integrative Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung (IGVF) an der Universität Witten/Herdecke, Co-Vorsitz des Mind-Body Medicine Research Councils (MBMRC), Vorsitzender des Wissenschaftlichen Kuratoriums Meditation & Wissenschaft 2025
Achtsamkeit, die bewusste und nicht-wertende Wahrnehmung des gegenwärtigen Moments, zeigt in der psychologischen Forschung einen engen Zusammenhang mit verschiedenen Dimensionen der Verbundenheit, sowohl zwischenmenschlich als auch in Bezug auf die Natur und das Selbst. In einer Studie, die exklusiv für den Kongress Meditation & Wissenschaft durchgeführt wird, untersucht das Institut für Integrative Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung der Universität Witten/Herdecke, wie eine langjährige Achtsamkeitspraxis mit dem Erleben unterschiedlicher Aspekte der Verbundenheit zusammenhängt. Wie verbunden fühlen sich langjährig Meditierende mit sich selbst, mit ihren Mitmenschen, mit der Gesellschaft? Tragen Praktiken der Achtsamkeit zu einer Selbsttranszendenz bei, die Menschen das eigene Ich weniger wichtig nehmen lässt und für tiefere Beziehungen mit der Um- und Mitwelt offener macht? Die meisten bisherigen Studien zur Achtsamkeit konzentrieren sich auf kurzfristige Effekte oder untersuchen Anfängerpraktizierende. Diese Studie zielt hingegen darauf ab, die langfristigen Veränderungen von Achtsamkeit bei erfahrenen Praktizierenden zu untersuchen, mit besonderem Fokus auf Selbsttranszendenz und sozialer Verbundenheit. Sie wird aufzeigen, wie Achtsamkeit mit Egozentrik, Selbstwirksamkeitserwartungen, dem Gefühl von Mitgefühl und der emotionalen Verbundenheit zu anderen Menschen einhergeht sowie mit einer Verbundenheit zur Natur korreliert. Ganz allgemein gesprochen: Gibt es einen Zusammenhang zwischen vertiefter Achtsamkeitspraxis und dem Erleben von Verbundenheit? In welche Richtung? Die Ergebnisse der Studie werden erstmals auf dem Kongress Meditation & Wissenschaft der Öffentlichkeit vorgestellt.
14.40 Uhr: Musikalisches Intermezzo
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Alexandra Kraus
Diplom-Musikpädagogin (Joh.-Gutenberg-Universität Mainz), Konzertflötistin, Shakuhachi-Meisterin, Wiesbaden
Shakuhachi-Impressionen
14.50 Uhr: Vortrag
Macht es einen Unterschied, was genau Meditierende tun, wenn sie meditieren?
Einblicke in die Meditationsforschung
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Prof. Dr. Peter Sedlmeier
Professur für Forschungsmethodik und Evaluation, Institut für Psychologie, Technische Universität Chemnitz
Fragt man Meditierende, was genau sie tun, wenn sie meditieren, beschreiben sie eine große Vielfalt von Techniken. In einer systematischen Studie konnten wir 309 unterschiedliche Techniken identifizieren, was wohl eher als Untergrenze zu werten ist. Angesichts dieser großen Heterogenität sollte man auch unterschiedliche Wirkungen in Abhängigkeit der jeweiligen Techniken erwarten. Erstaunlicherweise wird die differenzielle Wirkung von Meditationstechniken erst seit kurzer Zeit etwas systematischer erforscht. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass es tatsächlich einen Unterschied machen kann, was genau die Meditierenden tun. Es wird zudem immer deutlicher, dass für die spezifischen Wirkungen des Meditierens auch Persönlichkeitseigenschaften bedeutsam sein können, und zudem, welche Ziele Meditierende in ihrer Praxis verfolgen. In dem Vortrag gebe ich einen kurzen Überblick über die relevante Forschungsliteratur und stelle Ergebnisse aus eigenen Studien vor.
15.30 Uhr: Vortrag
Warum und Wozu?
Nihilismus als Gegenwartsverlust
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Prof. Dr. Michael Hampe
Professur für Philosophie an der ETH Zürich
Spätestens seit Nietzsche geht das Gespenst des Nihilismus in der europäischen Philosophie um. Buddhistische Lebensverneinung und jenseitige Sinngebungsprojekte des Christentums hätten, so meinte er, modernen Menschen die Fähigkeit genommen, ihrem Leben aus sich heraus einen Sinn zu geben und es zu bejahen. Was aber, wenn diese Diagnose falsch ist? Was, wenn im Streben nach Sinn und Zweck und der Logik der unbegrenzten Steigerung das kulturelle Problem liegt, einer Logik, der auch Nietzsche folgt, wenn er etwa meint, Kulturen müssten dazu da sein, »höhere« Einzelne hervorzubringen? Denn da, wo alles und jedes als Mittel für etwas »Höheres« und »Späteres« angesehen wird, ist nichts mehr einfach da. Aber ist eine Welt, in der nichts einen Wert für anderes hat, in der nichts mehr geschätzt und benotet wird, wirklich eine sinn- und wertlose? Oder ist dies, um sich einer Wittgensteinschen Formulierung zu bedienen, »die Welt des Glücklichen«?
16 Uhr: Kaffeepause
16.30 Uhr: Experten Talk
Einfach so? Was macht Meditation in einer Kultur der Instrumentalisierung?
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Prof. Dr. Michael Hampe
Professur für Philosophie an der ETH Zürich
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Dr. Alexander Poraj
Zen-Meister, Mitglied der spirituellen Leitung des Benediktushofes, Präsidium West-Östliche Weisheit Willigis Jäger Stiftung, Holzkirchen
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Dr. Liane Hofmann
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP), Freiburg
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Prof. Gert Scobel
Professor für Philosophie und Interdisziplinarität, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg sowie
Redaktionsleiter scobel, 3sat
(Moderation)
(Foto: 3sat/ZDF)
Durch den Achtsamkeitstrend ist Meditation populär geworden. Viele Menschen meditieren heute – um den Geist zu beruhigen, ihren Blutdruck zu senken oder in herausfordernden Zeiten den Boden unter den Füßen nicht zu verlieren. Bis zu einem gewissen Grad »funktioniert« es sogar – aber ist es auch sinnvoll? In der Gegenwartskultur regiert das »Wozu« und wir haben verlernt, Dinge »einfach so« zu tun – oder zu lassen. Bedeutsamkeit entsteht nicht aus einer Verzwecklichung.

Wird Achtsamkeit womöglich sogar dysfunktional, wenn sie der kulturellen Instrumentalisierung folgt, die sie eigentlich zu durchbrechen versucht? Solange wir aus einem Problembewusstsein kommend nach Lösungen suchen, bleiben wir womöglich mit einer weniger hilfreichen Weltsicht identifiziert. Doch was öffnet sich, wenn wir all dies wirklich loslassen? Dieses Detoxing bringt auch eine neue Durchlässigkeit in die Reizüberflutung, der wir uns täglich aussetzen – und die unsere Suche nach Lösungen oft vernebelt.

Viele meditieren mit Apps, um ihren vom Dauerbeschuss durch Social Media überforderten Geist zu beruhigen. Oder sie suchen nach Supplements, die es ihnen ermöglichen, in einer Kultur scheinbar endloser Leistungssteigerung mitzuhalten – und müssen dann nach vollbrachtem Tagewerk eventuell mit Sedativa wieder »runterkommen«. Auch dies mag – eine Weile, irgendwie – zu den gewünschten Ergebnissen führen. Heilsam ist es nicht.

Selbst Meditation ist nicht zwangsläufig und in jeder Situation sinnvoll. Oft konfrontiert sie Übende erst einmal mit dem, was Geist und Bewusstsein bisher verdrängt haben, was überfordernd sein kann. Als Wachstumsweg verstanden, und bestenfalls mit professioneller Begleitung, kann sie allerdings sehr wohl dabei helfen, wieder zu einem klareren Verstand zu finden. Wohlverstanden schafft Meditation auch Perspektiven für Lebensformen, in denen das instrumentelle Denken nicht alles dominiert. Entstehen unter diesen Vorzeichen mehr Bedeutsamkeit und mehr Lebenssinn? Was kommt nach der instrumentellen Vernunft? Ist Meditation gar der Weg zu einer globalen, kulturellen Neubesinnung?
17.15 Uhr: Vortrag
Wir fallen, immer - still werden angesichts unserer Endlichkeit
Eine Betrachtung aus der Zen-Perspektive
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Dr. med. Dr. phil. Friederike Boissevain
Ärztin für Innere Medizin, Krebserkrankungen und Palliativmedizin; aktiv in der Hospizarbeit, Soto-Zen-Priesterin, Dharma-Nachfolge in der Tradition von Shunryu Suzuki
»Groß ist die Angelegenheit von Leben und Sterben« steht auf dem Holzinstrument, das im Zen zur Meditation ruft. Wenn wir selbst oder einer unserer Liebsten erkranken, werden wir von der Dringlichkeit dieser Frage schier überwältigt. Genauer betrachtet, ist die Angelegenheit täglich groß: mein Blick in den Abendhimmel, das Zusammenspiel all meiner Muskeln beim Gehen. Die unerwartete Hilfe eines Freundes. Das Gefühl der morgendlichen Tasse in meiner Hand. Sie ist nicht nur täglich groß, sondern auch täglich dringend. Schon morgen wird sich vieles verändern, manchmal so sehr, dass wir nahezu gezwungen sind, dieser Grundlage unseres Lebens direkt ins Auge zu blicken. Sie ist täglich endlich – für uns alle. Wie können wir da etwas anderes tun als üben, still werden und staunen?
17.45 Uhr: Vortrag
Mind and Brain in the Face of Artificial Intelligence
(in engl. Sprache, via Videokonferenz)
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Adam Gazzaley, M.D., Ph.D.
David Dolby Distinguished Professor Neurology, Physiology and Psychiatry & Behavioral Sciences, Chief Cognitive Neuroscience Division - Neurology Department, Founder & Executive Director Neuroscape
Our species is desperately suffering. Despite extraordinary advances in science, technology, and medicine, humans ceaselessly harm one another and our natural world. Somehow, we seem uniquely unsuited to thrive in the very environment that we’ve created. Our brains have simply not kept pace with the rapid transformations to the environment that we introduced, notably the ubiquity of information technology. This will only become more complicated as we find ourselves immersed in convincing virtual realities guided by powerful artificial intelligences. We need to level up our minds to better live with one another and the rest of nature, as well as to effectively address the many crises that threaten our existence. Dr. Gazzaley will share his perspective that all organisms engage in reception-expression cycles with their environment, but humans uniquely have access to a larger breadth of cyclical exchange. A path towards a healthier future with others and the natural world may be achieved by learning how to engage higher cycles of reception and expression (i.e., awareness-intention and empathy-compassion cycles). Thoughtful and consistent engagement in certain experiences, like meditation and nature immersion, facilitate more frequent access to higher levels, which support more meaningful and impactful lives by dissolving the delusion of separation between us and the rest of nature, while simultaneously supporting our species’ long-term survival.
18.15 Uhr: Atem-Pause
18.30 Uhr: Musikalische Intermezzo
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Alexandra Kraus
Diplom-Musikpädagogin (Joh.-Gutenberg-Universität Mainz), Konzertflötistin, Shakuhachi-Meisterin, Wiesbaden
Shakuhachi-Impressionen
18.40 Uhr: Festvortrag
Wie bewahrt man seine Selbstachtung in einer historischen Epoche, in der die Menschheit ihre Würde verliert?
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Prof. em. Dr. Thomas Metzinger
Philosoph und Kognitionswissenschaftler
Wir brauchen ein neues Leitbild für die planetare Krise. Das alte, durch Gier, Neid und Dominanzstreben angetriebene Modell führt uns in eine globale Katastrophe. Der offensichtlichste Grund (von vielen) ist die enge Korrelation zwischen Wirtschaftswachstum und Kohlendioxidemissionen. Realistisch betrachtet sind unsere Möglichkeiten bereits jetzt auf Schadensbegrenzung und intelligentes Krisenmanagement beschränkt. Intellektuelle Redlichkeit, Mitgefühl und eine bestimmte Form von innerer Bewusstheit sind das, was wir für mentale und politische Resilienz dringend brauchen. Der Begriff einer »Bewusstseinskultur« bildet den Ausgangspunkt für eine neue Debatte: Was wäre, wenn unser Ziel nicht gewesen wäre, auf dem Mars zu landen, sondern im reinen Bewusstsein? Aber gibt es das überhaupt, das »reine Bewusstsein«?
19.20 Uhr: Mindfulness Lab
Mit den Mitwirkenden des Kongresses im Dialog
Prof. Dr. med. Dr. phil. Friederike Boissevain
Warum Meditation? Zwischen »gut für gar nichts« und »um zu«

Dirk Bräuninger
Wie kann ich das verkörperte Wissen sozialer Felder aktivieren?

Prof. Dr. med. Tobias Esch
Wofür stehst du morgens auf? Warum Sinn und Bedeutung für das Bewusstsein relevant sind

Dr. med. Angela Geissler
Meditation und Klarheit - Wie wir virtuelle Räume für unsere Entwicklung nutzen können

Prof. Dr. Michael Hampe
Paradoxien der Zweckfreiheit

Dr. Liane Hofmann
Spirituelle und meditationsinduzierte Krisen

Dr. phil. Sylvia Kolk
Wir geben der Welt ihre Tiefe zurück
Susanne Krämer und Dr. Elisabeth Blanke
Achtsamkeit als Beitrag zu einer nachhaltigen Gesellschaft

Prof. Dr. Kazuma Matoba
Becoming a Global Witness – Das EU-Erasmus Projekt

Dr. Ulrich Ott
Praxisdemonstration: Meditation mit Biofeedback von Hand (Haut), Herz und Hirn

Dr. Alexander Poraj
Wird die Achtsamkeit (miss)verstanden?

Prof. Dr. Peter Sedlmeier
Macht es einen Unterschied, was genau Meditierende tun, wenn sie meditieren?

Prof. Dr. med. Franz Vollenweider
Psychedelika und Meditation

Prof. Dr. Dr. phil. Harald Walach
Ist Achtsamkeit buddhistisch?
20 Uhr: Ende des Kongresstages

Samstag, 17. Mai 2025

Moderation des Tages: Dr. Alexander Poraj
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Dr. Alexander Poraj
Zen-Meister, Mitglied der spirituellen Leitung des Benediktushofes, Präsidium West-Östliche Weisheit Willigis Jäger Stiftung, Holzkirchen
Thema des Tages: Es geht ums Ganze - Meditation als Praxis des Verbundenseins
8.30 Uhr: Begrüßung der Teilnehmenden mit Klang und Stille
Mit Alexandra Kraus, Shakuhachi
8.40 Uhr: Science Slam
Nachwuchswissenschaftler präsentieren aktuelle Forschungsprojekte zu Meditation und Achtsamkeit
9.30 Uhr: Meditation
Wir geben der Welt ihre Tiefe zurück
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Dr. phil. Sylvia Kolk
Dharma-Lehrerin
Tiefe wird heute in allen möglichen Dimensionen geopfert. Um Tiefe zu erfahren, brauchen wir Zeit. Wer hat schon Zeit? Und wer kennt ihn nicht, den Verlust von Präsenz und Konzentration? Das hat Folgen. Individuelle und kollektive. Wagen wir einen frischen Blick auf eine alte Tradition und einen kritischen Blick auf jene, die unsere Aufmerksamkeit ausbeuten und damit unanständig viel Geld verdienen. Meditation hat eine gewaltige gesellschaftspolitische Dimension. Denn durch Meditation findet ein radikaler geistiger Integrationsprozess statt. Diese Geistesschulung verbindet Körper, Herz und Verstand und basiert auf Stille und Einsicht. Ein klarer Geist kann tief denken, tief zuhören, tief lieben und tief mitfühlen. Er ist weniger manipulierbar, und mit der Präsenz entwickelt sich die nötige Energie für einen Bewusstseinswandel. Denn die Krise der Welt ist auch eine Krise des Bewusstseins.
10 Uhr: Vortrag
Meditation in Beziehung
Die wissenschaftliche Wirkung der Dyaden-Praxis
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Prof. Dr. Tania Singer
Wissenschaftliche Leiterin Soziale Neurowissenschaften, Max-Planck-Gesellschaft
Das Training von Achtsamkeit, Mitgefühl und sozialer Intelligenz ist zu einem omnipräsenten Thema geworden. Bisher dominierten jedoch Meditationspraktiken das Feld, die alleine durchgeführt wurden. In letzter Zeit ist das Interesse für partnerbasierte Übungen stetig gewachsen. In meinem Vortrag werde ich verschiedene mentale Praktiken und Ihre unterschiedlichen Wirkungen auf Gehirnplastizität, soziale Intelligenz, Stressreduktion sowie prosoziales Verhalten aufzeigen. Hier werde ich auf eine besondere Form der täglichen mentalen Partnerübung, die sogenannte Kontemplative Dyade, eingehen. Ich werde die wichtigsten Forschungsergebnisse dieser mentalen Praktiken anhand einer groß angelegten mentalen Trainingsstudie, dem ReSource Projekt, vorstellen und zudem aufzeigen, wie im Rahmen einer mentalen Gesundheitsstudie, die während der Covid19-Pandemie durchgeführt wurde, das CovSocial Projekt (www.covsocial.de), solche Dyaden-Programme auch online als nur 10-wöchiges Programm mit täglichen Dyadenübungen und wöchentlichen Coachingsitzungen mit LehrerInnen eingesetzt wurden. Ich werde aufzeigen, wie diese Dyaden-Programme im Vergleich zu Achtsamkeitsübungen besonders wirksam Resilienz, eine positive Weltsicht, das soziale Miteinander und Toleranz stärken können. Ich werde dann Ansätze für die Übertragung dieser wissenschaftlich erwiesenen Trainingsprogramme in verschiedene Arme der Gesellschaft u.a. im Rahmen des Edu:Social Projekts (www.edusocial-projekt.de) in das Schulsystem sowie Gesundheitssystem vorstellen.
10.30 Uhr: Kaffeepause
11 Uhr: Vortrag
Global Social Witnessing
Eine Methode kontemplativer sozialer Achtsamkeit
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Prof. Dr. Kazuma Matoba
Kommunikations-Wissenschaftler im WittenLab. Zukunftslabor Studium fundamentale der Universität Witten/Herdecke
»Global Social Witnessing« (GSW) wurde ursprünglich von Thomas Hüb vorgeschlagen und als eine Praxis der »kontemplativen sozialen Kognition« (Singer et al., 2015) entwickelt. Matoba (2021) hat das Konzept eingehend untersucht und ein gemeinsames wissenschaftliches Verständnis und eine gemeinsame Definition gefunden, die auf Emmanuel Levinas' Philosophie der relationalen Verantwortung basieren. In diesem Vortrag wird das Konzept des GSW als pädagogisches Instrument für kontemplative soziale Achtsamkeit vorgestellt, indem seine philosophischen und psychologischen Grundlagen beleuchtet und seine ethischen Implikationen für die Zeugenschaft, ein in der Psychotherapie häufig verwendeter Begriff (z.B. Orange, 2017), untersucht werden. Anschließend können wir GSW mit Hilfe der EU-Online-Plattform »Becoming a Global Witness« praktizieren.
11.30 Uhr: Vortrag
Meditieren für eine bessere Welt
Können Achtsamkeitsprogramme Prosozialität und Nachhaltigkeit steigern?
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Susanne Krämer
Projektleiterin »Achtsamkeit in der Bildung und Hoch-/schulkultur« (ABiK) der Universität Leipzig, MBSR-Lehrerin, Ausbildnerin für achtsamkeitsbezogene Lehrer:innenbildung beim AVE-Institut, Koordinatorin des bundesweiten Forschungsnetzwerks »Achtsamkeit in der Bildung«
Achtsamkeitsprogramme werden oft mit der Förderung von ethisch begründetem Verhalten assoziiert, die empirische Evidenzlage ist jedoch dürftig und heterogen. Ein Grund hierfür könnte in der Ausrichtung der Programme liegen, die es möglicherweise braucht, um differenzielle Trainingseffekte zu erzielen. Ein Programmkonzept, das den Fokus neben Achtsamkeit und Stressreduktion auf prosoziales und umweltschützendes Verhalten legt, wird mit den inhaltlich äquivalenten Programmen Mindful Students Program / Mindful Teachers Program (MSP/ MTP) vorgestellt. Im MTP/MSP lernen die Teilnehmenden Achtsamkeit als eine Basis für Emotionsregulation, Selbstwirksamkeit und Verbundenheit mit anderen Menschen und der Natur kennen. Sie treten in Beziehung zu ihren ethischen Werten und integrieren achtsames Handeln in ihren Alltag. Zentrale Ergänzungen zur Achtsamkeit stellen eine systemische Perspektive und das bewusste Initiieren von Change-Momenten im eigenen Handeln dar. Auch werden Gefühle von Zukunfts- und Klimaangst im Kurs aufgegriffen und achtsam reguliert. Die Wirksamkeit des Programms wurde in einer Kontrollgruppenstudie (N = 505) evaluiert, in der eine signifikante Stressreduktion sowie eine Steigerung der Achtsamkeit und des umweltbezogenen Verhaltens gefunden wurden. Das in der Interventionsgruppe bereits hoch ausgeprägte prosoziale Verhalten blieb unverändert, was zumindest gegen den Vorwurf der Stärkung von Egozentrik spricht. Neue Ergebnisse zu Naturverbundenheit, globaler Identität und Emotionsregulation werden vorgestellt. Implikationen für die Weiterentwicklung von Achtsamkeitsprogrammen und Begleitforschung zum Zusammenhang zwischen Achtsamkeit und Nachhaltigkeit werden diskutiert.
12 Uhr: Q&A mit den Vortragenden des Vormittags
12.30 Uhr: Talk
Das Ich auf der Suche nach Ganzheit
Was Neurowissenschaften, Zen-Meditation und Psychedelika miteinander verbindet
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Prof. Dr. med. Franz X. Vollenweider
Chefarzt, Department für Erwachsenenpsychiatrie und Psychotherapie, Neurophenomenology of Consciousness, Psychiatrische Universitätsklinik Zürich, Universität Zürich
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Prof. Gert Scobel
Professor für Philosophie und Interdisziplinarität, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg sowie
Redaktionsleiter scobel, 3sat
(Moderation)
(Foto: 3sat/ZDF)
In den letzten Jahren ist das wissenschaftliche Interesse an der Phänomenologie und Neurobiologie psychedelischer Substanzen zunehmend gestiegen. Die aktuelle klinische Forschung konzentriert sich auf ihr Potential, transformative Erfahrungen und anhaltende positive Nachwirkungen zu ermöglichen und klinische Zustände wie Depression, Angststörungen und Suchterkrankungen zu therapieren. Psychedelika wie Psilocybin können dosisabhängig tiefgreifende Veränderungen des Bewusstseins hervorrufen, die in einem Zustand der Selbst-Transzendenz in Verbindung mit Glückseligkeit, Einsicht und Verbundenheit mit der Welt und dem Menschen kulminieren. Dabei zeigen neuste klinische Studien, dass die Intensität und Qualität der psychedelischen Erfahrung zu deren therapeutischen Wirkung beitragen dürften. Solche Zustände von Selbst-Transzendenz mit anhaltender positiver Wirkung auf das Wohlbefinden bei Gesunden können jedoch auch durch verschiedene Mediationspraktiken, insbesondere achtsamkeitsbasierte Mediation wie Vipassana und Zen, ausgelöst werden. Tatsächlich gibt es mehrere Ähnlichkeiten und mögliche synergistische Wechselwirkungen zwischen Psychedelika-induzierten und mediativen Bewusstseinszuständen auf phänomenologischer und neurodynamischer Ebene. Erste Studienergebnisse lassen vermuten, dass eine gesteigerte Aufmerksamkeit, vertiefte Selbstbeobachtung und wertfreie Akzeptanz der gegenwärtigen Erfahrung einen positiven Einfluss auf die psychedelische Erfahrung haben. Es sind jedoch weitere theoretische Überlegungen und klinische Forschungen erforderlich, um die vermuteten synergistischen Wirkmechanismen aufzuklären sowie auch die möglichen damit verbundenen Risiken abzuschätzen.
13 Uhr: Mittagspause außer Haus
parallel: Exploration Lab
Während der Mittagspause haben Sie die Möglichkeit, zum Netzwerken am Veranstaltungsort zu bleiben. Wir bieten verschiedene Thementische an, an denen Sie Menschen treffen können, die Ihre Interessen teilen. Unsere Themenvorschläge:

Business - Therapie und Medizin - Spiritualität - Praxis & Alltag - Wissenschaft & Forschung - Bildung, Schule & Universitäten - Netzwerkbildung - Neurowissenschaften & Meditationspraxis

Special: Praxisdemonstration
Meditation mit Biofeedback von Hand (Haut), Herz und Hirn mit Dr. Ulrich Ott


(Da die Teilnehmenden ihre Mittagsverpflegung in Eigenregie organisieren, empfehlen wir Ihnen, sich zum Exploration Lab einen Snack mitzubringen. Vor der Anreise erhalten alle Teilnehmenden von uns eine kuratierte Google-Karte mit Restaurants und Take-aways in der Nähe.)
14.15 Uhr: Musikalisches Intermezzo
Alexandra Kraus, Shakuhachi
14.20 Uhr: Lecture (engl., via Zoom)
Social Presencing Theater
The Art of Making a True Move
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Arawana Hayashi
Begründerin des Social Presencing Theater (SPT), Presencing Institute
Social Presencing Theater (SPT) is an embodied social arts-based change methodology, developed under the leadership of Arawana Hayashi, for making visible current reality and exploring emerging future possibilities. Social Presencing Theater reveals the wisdom in every social system and supports movement towards healthier futures.

This talk explores the roots of Social Presencing Theater in mindfulness-awareness practice and gives examples of how it uncovers the basic sanity and healthiness in individuals and in social systems. It is a contemplative art form that honors the 'stuck" places in systems and invites the natural tendency of systems to go toward wholeness. It engages the embodied presence and embodied knowing. And it cultivates social field awareness and the space of creativity—the not-knowing space. It is one of the methods developed by the Presencing Institute to support Theory U change efforts in local initiatives and global transformation projects.
14.50 Uhr: Kollektives Wissen verkörpern und sichtbar machen
Praxis-Demo Social Presencing Theater
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Dirk Bräuninger
Coach und Consultant mit Schwerpunkt auf Veränderungsprozesse, Mitglied des SPT Sensing Teams des Presencing Institutes und Teil des globalen SPT Program Faculty Teams von Arawana Hayashi
Im Social Presencing Theater wird das Wort Theater in Verbindung mit seiner ursprünglichen Bedeutung verwendet - ein Ort, an dem etwas Bedeutendes sichtbar wird oder an dem eine Gemeinschaft von Menschen eine gemeinsame Erfahrung machen kann. Eine Anwendungsmethode aus dem Social Presencing Theater ist das 4D-Mapping. Es dient dazu, die aktuelle Realität eines sozialen Systems, wie z. B. in einem Schul-, einem Gesundheitssystem, einer Unternehmung oder einer Regierung, sichtbar zu machen und wird in Gruppen angewendet, die neue Einsichten über ihr System gewinnen wollen.

4D-Mapping erforscht dabei über eine fokussierte Körperwahrnehmung, wie das höchste Streben eines Systems zum Vorschein kommen kann. Es wird dabei davon ausgegangen, dass eine zukünftige Form eines Systems in ihm bereits in Samenform angelegt ist.
Durch eine rituelle Ausführung in Stille wenden wir Achtsamkeit auf den Körper und das Bewusstsein für den umgebenden Raum an. Beim 4D-Mapping geht es nicht darum, vorgefasste Ideen oder Konzepte, die wir über ein System haben, auszuleben.
Beim 4D-Mapping geht es darum, zu erkennen, welche Veränderungen in einem System für den Übergang von einer aktuellen Realität zu einer zukünftigen Realität von Bedeutung sein könnten. Die Bewegung basiert auf dem, was tatsächlich entsteht, und nicht auf Manipulation oder dem, was wir denken, was sein sollte.

Im Rahmen des Kongresses werden wir uns einer spezifischen Fragestellung widmen und das Mapping unter Beteiligung aus dem Publikum im Forum ausführen.
16 Uhr: Atem-Pause
16.15 Uhr: Abschluss-Impuls
Jeder für sich – oder gemeinsam? Wie die Menschen Verbundenheit erleben
Eine kombinierte tiefenpsychologische und repräsentative Untersuchung
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Stephan Grünewald
rheingold Institut Köln
(Foto: Marina Weigl)
Auf der ganzen Welt erleben wir gerade den Zerfall von übergreifenden Verbundenheiten zwischen Staaten, zwischen Ethnien, zwischen sozialen Gruppen und den Rückfall in kleine Verbundenheits-Kreise Gleichdenkender, Gleichgesinnter (politische und soziale ‚bubbles‘), die sich häufig verschlossen bis ablehnend gegenüberstehen. Gleichzeitig wissen wir, dass Verbundenheit ein Lebenselixier ist. Auch die Wissenschaft zeigt: Gute Beziehungen zu unseren Mitmenschen tun nicht nur der Seele gut, sie haben auch nachweisbare, positive Wirkungen auf unsere körperliche Gesundheit. Nähe zu anderen Menschen wirkt dabei besonders positiv, wenn sie bewusst aktiv gestaltet wird. Es geht also nicht nur um das Erleben von Vertrautheit oder das Wissen, dass es Menschen gibt, die für einen da sind, wenn man sie braucht. Gerade wenn Menschen aktiv und gezielt auf andere zugehen, also selbst Verbundenheit stiften, verbessert das die Lebenszufriedenheit. In einer exklusiven Studie zum Kongress Meditation & Wissenschaft untersucht das rheingold Institut sowohl tiefenpsychologisch wie auch repräsentativ, welche Formen der Verbundenheit für die breite Bevölkerung in der heutigen Zeit bedeutsam sind. In welchen Kontexten entstehen Nähe und Miteinander, welche sozialen Praktiken fördern diese Beziehungen? Welche Kräfte der Anziehung oder auch Abstoßung erleben Menschen in ihrem Alltag? Welche Verbundenheiten wünschen sich die Deutschen und auf welche Arbeiten sie selbst bewusst hin? Die Ergebnisse dieser umfassenden Verbundenheitsstudie werden beim Kongress Meditation & Wissenschaft in Berlin erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.
16.55 Uhr: Ausklang
17 Uhr: Kongressende
(Programmänderungen vorbehalten)

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